Bei den Reichstagswahlen vom 20 Februar 1890 errang die SPD 19,7% der Stimmen. Damit war sie, weil im Gegensatz zu Preußen das Dreiklassenwahlrecht nicht galt, trotz Unterdrückung zur stärksten Wählerpartei des Kaiserreichs geworden. Nach dem Fall des Sozialistengesetzes gab sich die deutsche Sozialdemokratie 1890 in Halle ein den veränderten Bedingungen angepaßtes neues Organisationsstatut und nahm den Namen ,,Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (SPD) an. im nächsten Jahr, auf dem Erfurter Parteitag 1891, gab sie sich auch ein anderes Programm, das bis 1921 in Kraft blieb. 1912 vereinte sie bereits 34,8% der Wählerstimmen auf sich und wurde mit 110 Abgeordneten stärkste Reichstagsfraktion.1913 hatte die Partei 982850 eingeschriebene Mitglieder.
Auf Wahlkreisebene gründeten sich Anfang der 1890er Jahre Wahlvereine. Für den Kreis Höchst, zu dem Sossenheim gehörte, war dies der am 1. Januar 1897 gegründete „Kreiswahlverein für den ersten Nassauischen Wahlkreis", der die Kreise Höchst-Homburg-Usingen sowie den Ortsbezirk Rödelheim umfaßte. Im Unterschied zu den umliegenden Gemeinden in denen zur gleichen Zeit Zweigwahlvereine gegründet wurden, gründeten die Sossenheimer Sozialdemokraten im Jahre 1893 den Arbeitergesangverein „Vorwärts". Dies geht aus einem Schreiben des Sossenheimer Bürgermeisters an den Landrat mit dem Titel „Bericht über den Stand der sozialdemokratischen und anarchistischen Bewegung" des Jahres 1904 hervor. Der Bürgermeister schrieb darin unter der Rubrik, Sozialdemokratischer Verein: Hier existiert ein derartiger Verein unter dem Deckmantel „Gesangverein Vorwärts"; diesem gehören ausschließlich Sozialdemokraten als Mitglieder an. Diese vom Preußischen Innenministerium angeordneten Berichte mußte der Bürgermeister zwischen1901 und 1914 abliefern.
Eine selbständige Filiale des Sozialdemokratischen Kreiswahlvereins in Sossenheim wurde Ende des Jahres 1905 gegründet. Zum ersten Vorsitzende wurde Josef. Knoll gewählt. Knoll mußte schon ein Jahr später sein Amt zur Verfügung stellen, er hatte eine Meisterstelle bei der Firma Breuer bekommen, was sich nach Ansicht seines Arbeitgebers mit dem Amt eines SPD Parteivorsitzenden nicht vereinbaren lies. Aus der gleichen Zeit liegt ein gedrucktes Mitgliederverzeichnis vor das 21 Mitglieder umfaßt. Da die Namen der ersten beiden Vorsitzenden fehlen, kann man von einem gewaltigen Mitgliederzuwachs in den Jahren 1905-06 ausgehen.
Im September 1906 wurde der aus Dortmund stammende Heinrich Konrad Meyer (1873-1937) gewählt. Er sollte dieses Amt bis 1914 behalten. Damals hatte der Sossenheimer SPD Wahlverein nach einem Bericht in der „Sossenheimer Zeitung" 71 Mitglieder. Im Jahre 1907 wurde durch ein Schreiben des Armeekommandos Mainz den Soldaten der Besuch des Gasthauses „Nassauer Hof" verboten. Was war der Grund? Das oben genannte Gasthaus war Vereinslokal der Sozialdemokraten und man befürchtete durch eventuell herumliegende sozialdemokratische Schriften eine Untergrabung der soldatischen Disziplin.
Zeitgleich bildete sich in Sossenheim zusätzlich zum Arbeitergesangverein „Vorwärts" ein vielfältiges Sozialdemokratisch geprägtes Vereinsleben. So wurde 1907 ein Zweigverein des Arbeiter-Radfahrervereins „Solidarität" gegründet. Im folgenden Jahr bildete sich im Anschluß an das 15jährige Stiftungsfest des „Vorwärts" die „Freie Turnerschaft", die in der Folgezeit einen raschen Aufschwung nahm. Dennoch blieb durch das Dreiklassenwahlrecht bedingt blieb der Einfluß der Sozialdemokraten auf die Sossenheimer Kommunalpolitik bis 1918 gering, obwohl sie die Mehrheit der Wähler stellten. 1914 zu Beginn des 1. Weltkriegs stellten sie 5 der 18 Mitglieder umfassenden Gemeindevertretung. Eine Mitarbeit im Gemeindevorstand blieb damit der Bevölkerungsmehrheit versagt. Die Zeit bis 1914 war besonders in den Großstädten begleitet von einer Reihe Massendemonst-rationen für ein freies und gleiches Wahlrecht Bei der Reichstagswahl des Jahres 1907 bei der das Dreiklassenwahlrecht nicht praktiziert wurde, erreichte die Sossenheimer SPD 449 von 714 abgegebenen Stimmen. In den Reichstag gewählt wurde für den Wahlkreis Höchst-Homburg-Usingen der Sozialdemokrat Friedrich Brühne Als im Jahre 1914 nach dem Attentat von Serajewo der Aufmarsch der Heere bereits in vollem Gange war, wurden im von den Sozialdemokraten im gesamten Wahlkreis Protestverammlungen unter dem Motto „Krieg dem Kriege" abgehalten. In Sossenheim fand diese Veranstaltung im „Nassauer Hof" statt. Nach einer Meldung der Polizeiverwaltung nahmen ca. 250 Personen daran teil.
Am 4. August1914 stimmte die gesamte SPD-Fraktion im Reichstag für die von der Regierung geforderten Kriegskredite. Der Parteivorsitzende Hugo Haase (1863-1919) erklärte dazu: ,,Wir lassen in der Stunde der Gefahr das eigene Vaterland nicht im Stich". Haase und 13 weitere Abgeordnete hatten in der vorangegangenen Fraktionssitzung die Bewilligung der Kriegskredite abgelehnt.
Das Verhalten der Fraktionsmehrheit hatte immer wieder Kritik hervorgerufen Es war wohl darin begründet, daß man das wilhelminische Reich als den Boden der Existenz und des Wirkens der deutschen Arbeiterbewegung betrachtete, den man erhalten und gegen den britischen Imperialismus, die französischen Ansprüche auf Elsaß-Lothringen und gegen das zaristische Rußland verteidigen wollte.
Der Verlauf des Krieges und die Hungersnot tragen zur Spaltung der Partei bei. 1917 wird in Gotha die ,,Unabhängige Sozialdemokratische (USPD) Partei" gegründet, ihr gehören sozialdemokratische Reichstagsmitglieder an, die keine Kriegskredite mehr bewilligen wollen. Daneben besteht ein extrem linker Flügel der sozialistischen Bewegung, der im Spartakusbund organisiert ist.
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